Prädikat: „umweltbelastend“! „Schade drum – das mit mir und Elektromobilität hätte wirklich was werden können. Wenn ich jedoch daran denke, was mit einem gebrauchten Fahrzeugakku passiert, wird mir ganz schlecht. Von wegen „Recycling“ – vielmehr handelt es sich doch um Sondermüll auf vier Rädern. Das schadet der Umwelt schlussendlich mehr, als das emissionsfreie Fahren ihr Gutes tut. Zum Glück gibt es da noch den guten, alten Diesel in der Garage.“
Na, wer hat sich beim Lesen dieser Zeilen wiedererkannt? Das Märchen vom „Sondermüll auf Rädern“ hält sich wacker – ebenso, wie es andere Vorurteile auch tun. Volkswagen bspw. gibt eine Garantie von 8 Jahren auf die bordseitig installierte Batterie eines e-Golf. Was aber passiert wirklich nach dem Lebensende des Reichweitenspenders? Recycling, Weiterverwendung oder umweltgerechte Entsorgung? Es gibt Grund zur Freude: Die Antwort auf die Frage ist lebensbejahender als zunächst erwartet.
Von Reparatur, Weiterverwendung & Recycling…
E|Fahrzeuge gelten eher als der natürliche Feind der Werkstätten. Die Technik heutiger Elektrofahrzeuge ist derart haltbar und langlebig, dass es kaum zu technischen Ausfällen kommt. Nach offiziellen Bekanntgaben des Fahrzeugherstellers Nissan sind europaweit lediglich 3 Batteriedefekte beim hauseigenen Stromer Leaf zu verzeichnen – bei nahezu 200.000 verkauften Exemplaren.
Reparatur | Sollte es jedoch zu einer Schwächung, Beschädigung oder zu einem technischen Ausfall kommen heißt es keineswegs „austauschen“. Ein Fahrzeugakku besteht aus mehreren hundert Zellen, die wiederum in einzelne Module aufgeteilt sind. Aufgrund dieses Konzepts ist es möglich, einzelne Module schlichtweg auszutauschen und die Batterie somit erneut arbeitsfähig zu machen. Daimler hat diesem Reparaturvorgang bereits den Namen „RePair“ verliehen. Ist eine Batterie also defekt, kann sie einfach repariert werden. Laut Daimler aber kann auch das „ReManufacturing“ eine sinnvolle Lösung für gänzlich defekte E|Akkus sein. Mit diesem Begriff umschreibt der Konzern das komplette Zerlegen der fahrzeugseitigen Batterie in all ihre Bestandteile, den Austausch und das darauffolgende Zusammensetzen der einzelnen Teile. So werden totgeglaubte Akkus doch noch wiederbelebt.
Weiterverwendung | Man kann Batterien jedoch auch ein zweites Leben schenken. Eines ist klar: Akkus verlieren im Laufe ihres Lebens an Kapazität – sie altern. Fahrzeughersteller geben Garantiegrenzen: Unterschreitet ein Akku einen Wert von bis zu 70 % der Originalkapazität, ist die Batterie für den Gebrauch in E|Fahrzeugen als „verschlissen“. Defekt aber ist sie noch lange nicht. Schließlich gibt es genügend Institutionen, die für solch einen Akku noch Verwendung haben. Der VDE (Verband der Elektrotechnik) empfiehlt sie als Zwischenspeicher für Fotovoltaikanlagen. Hier können diese noch bis zu 20 Jahre ihre Arbeit verrichten. Im gewerblichen Bereich sind die potenziellen Tätigkeitsfelder sowie die zu erwartende Lebenszeit nahezu identisch.
Recycling | Ist ihre Lebenszeit dann einmal wirklich abgelaufen, besteht die Möglichkeit des Recyclings – von wegen Sondermüll. Die Umicore, der belgische Marktführer in Sachen Lithium-Ionen-Batterie-Entsorgung, hat sich bspw. genau darauf spezialisiert. Klaus Sparn, Marketing und Sales Manager der Umicore verrät: “Wir haben gemessen am eingehenden Material eine Kapazität von 7.000 Tonnen pro Jahr”. Bislang liege der Fokus insbesondere auf Akkus von Smartphones oder Notebooks. Auf E|Mobilität aber bereite man sich bereits vor.
Was aber wird denn wiedergewonnen? Lithium, Nickel, Kupfer und Kobalt – alles Stoffe, auf die Umicore besonderen Wert legt. Mittels UHT-Prozedere (ultra-high-temperature) werden die einzelnen Stoffe unter Aussetzung hoher Temperaturen voneinander getrennt und schließlich gewonnen. Bei diesem Vorgang entstünden kaum nicht verwendbare Rückstände – in Zahlen: weniger als 1 %.
Ein kleines Fazit…
Somit sind die Techniken der Wiederverwertung gegeben – aktuell fehlt es lediglich an der Anzahl der Player, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Unser Appell an die Automobilindustrie und Recycling-Branche also lautet: Plant Kooperationen, schafft gegenseitig Anreize und entwickelt eine funktionierende Verwertungskette. Nur dann wird Elektromobilität zu einer massentauglichen, umweltfreundlichen Verkehrsalternative.
Ihr seht: Ein Grund zur Skepsis besteht nicht. Schon heutzutage existieren ausreichend Strategien, mit gebrauchten oder defekten Fahrzeugbatterien umzugehen. Das sind doch gute Nachrichten, oder?
Quelle: www.zeit.de | www.mobilitymag.de